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Nachtrag

Anmerkung zum Likörglas 0.20

In zwei verschiedenen Größen werden ähnliche Gläser in Vallérysthal hergestellt.

Der früheste Beleg hierfür in MB 1868 Planche 62 "Gobelets à piedbas et Francmaons. No. 1052 (7 et 8)." Auch noch MB 1907 (pl. 205, No. 3125 (7 & 8)).

Als weiterer möglicher Produzent kommt Meisenthal in Frage. In diese Richtung zeigt ein Katalogfund aus dem Musée du Verre et du Cristal in Meisenthal. Dort fanden sich  einige Blätter eines Katalogs einer Glasgroßhandlung: DUPONCHEL ET GOSSE FILS. Erhalten sind das Titelblatt (abgedruckt in P-K 2004/3, S. 80) und die Seiten 37 ("Troisième Partie. Moulures claires. Nos. 1 -28"); 41 ("Nos. 101 - 120"); 42 ("Nos. 120 (!) - 143"); 43 ("Nos. 144 - 167"); 45 ("Nos. 191 - 218") und 48 ("Lustrerie." Ohne Numerierung.) (Abgedruckt in P-K 2003/4 Anhang-08, S.29-34).

Unser Likörglas erscheint auf Seite 37 unter "Francs-Maons Ordinaires. No. 26. Nos. de Série 8 [i. e. Größe 8 - das wäre wohl die kleinste Größe].Moulés Lorgnettes". Kleiner und gedrungener erscheint es noch einmal unter "Pièces Jouets", S. 45 No. 202 - 'Gobelets pied bas lorgnettes'".

Einem Hinweis von S. Geiselberger folgend fand ich bei Stenger, a.a.O., S. 135 und 136 einige Belege zur Geschichte dieses Hauses: 1854 wurde von den Glashütten Vallérysthal und Meisenthal eine gemeinsame Verkaufsgesellschaft gegründet, die in Paris neben (?) Launay Hautin, nämlich Rue Poissonnière 32, Quartier bezog. Einer der beiden Geschäftsführer wurde ein ehemaliger Direktor von Vallérysthal, Toutain. 1861 stieg Meisenthal aus dem gemeinsamen Unternehmen aus und Vallérysthal übernahm die alleinige Kontrolle. Geschäftsführer wurde wieder ein ehemaliger Direktor der Glashütte, Auguste Adolphe Duponchel, zusammen mit Louis Auguste Gosse. Der Name der Firma war nun DUPONCHEL & GOSSE FILS. Das Titelblatt verweist noch auf die vorige Geschäftsführung "Ancienne Maison TOUTAIN, GUÉRARD & Cie". Das Erscheinungsjahr des Katalogs ist nicht vermerkt, handschriftlich ist "1863" hinzugefügt.

Zum Zeitpunkt der Herausgabe des vorliegenden Katalogs (unabhängig davon, ob der handschriftliche Zusatz "1863" korrekt ist oder nicht) scheinen sich die Geschäftsverhältnisse wieder geändert zu haben. Die Firma hat ihr Angebot erweitert;  Erzeugnisse anderer Hütten sind dazu gekommen: das Titelblatt kündigt im Kopf an, daß die Firma "Glashütten" vertrete ("ENTREPOT GENERAL DE VERRERIES"). Speziell von Vallérysthal ist gar nicht mehr die Rede. Dafür aber wiederum von Meisenthal: "Seul Dépt des Verreries de Meysenthal" vermeldet die vorletzte Zeile, was auch durch den Fundort des Katalogs bestätigt würde. 

Die Ausweitung des Angebots auf Produkte anderer Hütten, z. B. von Baccarat oder St. Louis zeigt sich beispielsweise in den angebotenen Nr. 3, S. 37, und Nr. 152 und 153, S. 43. Im ersten Fall könnte es sich um einen Fußbecher aus Vallérysthal handeln - "Gobelet à pied bas 1/2 cristal No. 3. Moulé à Trèfle [Größe] 2" erinnert in seinem Kleeblattdekor an die Zuckerdose Nr. 4.098 in meiner Sammlung. Form und Dekor von "Assiette No. 152. 210 mm. Moulée sablée Arabesque" (hier allerdings mit glattem Rand) und "Assiette No. 153. 190 mm. Moulée Diamants" sind identisch mit Teller 0.09 und Unterteller 0.31 meiner Slg. Letzterer von mir Baccarat zugewiesen. Der Teller mit den Spitzsteineln ist noch 1875 im Programm von St. Louis (s. MB St. Louis 1875).

Schließlich sei noch erwähnt, daß die Kataloge von Vallérysthal ab 1868 für das Pariser Musterlager der Hütte eine andere Adresse (Nr. 27 , rue Poissonnière) und andere Repräsentanten  vermerken.

Aus:LaunayHautin [1841]

Aus:MBVallerysthal (1907)

Aus:Duponchel[1863]
Abdruck aus Pressglaskorrespondenz 2001/3 und 2004/3

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© Copyright 2001-2008 Simon Becker.  Stand dieser Seite: Donnerstag, 2. Oktober 2008