uk05
fra02
Einführung Teller

"Mäander und Sonnentau"

hieß das Muster in der Familie. Das flüsterten – der Verkäufer sollte nicht merken, daß Vater interessiert war - die Kinder mir zu, wenn sie an einem Stand auf dem Trödelmarkt etwas gesehen hatten. Das war die Bezeichnung für Dessertteller für ein zehnpersoniges Essen zu Hause, auch wenn das hinterher Handabwasch bedeutete. In den 25 Jahren meines Glassammelns und ziemlich regelmäßiger Flohmarktgänge gab es nur wenige Male, an denen mir "Mäander und Sonnentau" nicht begegnete. In den 25 oder 30 Jahren, in denen dieses Dekor produziert wurde, müssen Zehntausende von Stücken davon in Berlin verkauft worden sein. Und Tausende müssen den Krieg, Wohnungswechsel, Nachlaßstreitereien überstanden haben. Es gibt kaum ein Design, das einen solchen "Wiedererkennungswert" hat. Die Faszination, die davon ausgeht, hat auf die Käufer vor hundert oder neunzig oder siebzig Jahren wahrscheinlich genau so gewirkt wie heute auf Preßglaß-Sammler, und die Formenvielfalt schreit geradezu nach Nachkaufen, nach Komplettierung.

Und weil ich so viel davon habe, und weil ich so entzückt war, als endlich nach einem Vierteljahrhundert heraus kam, wer der Hersteller war – Herrn Feistner aus Großkoschen sei Dank –, stehen die Produkte der Gebrüder von Streit, Glaswerke in Hosena-Hohenbocka bei Hoyerswerda am Anfang von Kapitel 1, 2, 3 und 4.

Andere Ordnungskriterien? Nach Alter oder Herkunft ging ja nicht, da ich von den meisten Stücken weder das eine noch das andere wußte. Also habe ich versucht Dekorfamilien zusammenzuführen: Mäander, dann naturalistische Motive und wieder zurück zu den geometrischen Dekoren. Und Platz für Neuerwerbungen mußte ja auch noch sein...

Zu den Bildern

 

© Copyright 2001-2008  Simon Becker.  Stand dieser Seite: Donnerstag, 2. Oktober 2008