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Die "Nullserie"

Meine “Nullserie” trägt diesen Namen, da diese besonders alten Stücke in meiner Archivierungs-Systematik mit “0.xxx” beziffert sind, sozusagen als “Spitze” der Sammlung (zur Systematik siehe Inhaltsverzeichnis der Sammlung).

Zu den Bildern der “alten” Nullserie gelangen Sie hier. Die vorgesehene Neusortierung ist abgeschlossen, die “neue” Nullserie finden Sie hier.

Oder Sie lesen erst einmal den nachfolgenden Text über Pressglas, in dem ich auch auf einige der folgenden Stücke eingehe...

Die neue Nullserie finden Sie hier.


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Die Anfänge - die "Nullserie"

 

Die Geschichte des modernen Preßglases beginnt im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts. Vermutlich war es in den Vereinigten Staaten, wo zum ersten Mal eine Portion heißer Glasmasse mit Hebelkraft in eine Form gepreßt wurde. Die Glasmacherpfeife wurde nur noch zur Entnahme des Schmelzgutes benutzt, die Fertigkeit des Glasbläsers beschränkte sich auf die richtige Portionierung entsprechend der Größe des zu pressenden Gegenstandes. Eine Einschränkung gab es: der Stempel, in den Ausmaßen etwas kleiner als die Hohlform (je nachdem wie dick die Wandung sein sollte), mußte nach dem Preßvorgang wieder herauszunehmen sein; deshalb mußte der obere Rand immer größer sein als die weiteste Stelle des Stückes. Die Vorteile waren jedoch erheblich. Neben der Arbeitserleichterung und dem Wegfall der gesundheitlichen Belastung durch das Blasen war es natürlich die Zeitersparnis bei der Produktion Was bisher in zwei meist langwierigen Arbeitsprozessen geschah, das Blasen und Formen des Glasgegenstandes und das Aufbringen des Dekors durch Schleifen, war nun in einem Arbeitsgang möglich. Und schließlich: um die Preßmaschine zu bedienen, bedurfte es nicht mehr einer mehrjährigen Ausbildung. Eine billige Massenfertigung war möglich geworden.

Für hohe Stückzahlen und zur Herstellung komplizierter Formen waren Model  aus Holz nicht geeignet. Dafür waren - in der Regel mehrteilige - Metallformen nötig, deren Herstellung aufwendig und teuer war. Der Kapitalbedarf war enorm. Dies ist vermutlich einer der Gründe, warum es in Deutschland vor 1870 keine nennenswerte Preßglasproduktion gab.

Um 1820 taucht in Zeitungsanzeigen in den USA zum ersten Mal der Begriff "pressed glass" auf  (Spillman, S. 14). Um diese Zeit muß es auch in England und wohl auch auf dem Kontinent Versuche mit diesem Verfahren gegeben haben. 1836 wird auf einer Prager Gewerbeaustellung Preßglas eines bekannten böhmischen Kristallglasherstellers ausgestellt – notgedrungen, weil Produkte der Franzosen und Amerikaner "unsere Schleifereien zu beeinträchtigen drohten" ( zit . nach Pazaurek, S. 37).

Mit den Franzosen waren wahrscheinlich die Hütten in Baccarat und St. Louis gemeint, deren Preßglaserzeugnisse (zusammen mit denen zweier weiterer französischer Hütten) über eine Großhandelsfirma in Paris vertrieben wurden. Die Zusammenarbeit mit dieser Firma, Launay Hautin & Cie , begann 1831 und endete Mitte der fünfziger Jahre. Aus dieser Zeit sind etliche Kataloge erhalten, die einen Eindruck vom Umfang  und der Qualität des Preßglas-Sortiments vermitteln. Drei dieser graphisch hervorragend ge-stalteten Kataloge gibt es in Deutschland, einen in der Berliner Kunstbibliothek und zwei  im Besitz von Herrn Geiselberger (mittlerweile im Corning Museum).

Diese Kataloge, von denen nur der Berliner ein Datum trägt – nämlich "1er Février 1840" – bilden die Grundlage für die folgende Sektion und rechtfertigen gewissermaßen die erste Jahreszahl im Titel. Es handelt sich sozusagen um 'Wiegendrucke' des Preßglases, im doppelten Sinne: hinsichtlich der Kataloge und im Hinblick auf die zwei Dutzend Preßglasstücke, die im folgenden vorgestellt werden. (Die Stücke in den anderen Abteilungen – mit Ausnahme einiger englischer – sind alle wesentlich jünger).

Die Vorbehalte in bezug auf genaue Datierung und Hüttenzuweisung, die ich schon in der Einleitung gemacht  habe, müssen hier wiederholt werden. Baccarat und St. Louis haben – wie andere Firmen auch – viele Muster jahrzehntelang hergestellt, so daß ein Stück, das bei Launay Hautin 1840 erscheint, auch 1850 oder 1875 hergestellt sein kann. Und: man nimmt an, daß skandinavische Hütten, die ab 1850 zu produzieren begannen, ihre Metallformen, "neu oder gebraucht, wahrscheinlich aus England, den Vereinigten Staaten oder Frankreich importiert haben" (Spillman, S. 359). In schwedischen Musterbüchern nach 1850 tauchen etliche Stücke auf, die wir aus Launay Hautin Katalogen kennen. Bis mich jemand eines besseren belehrt, habe ich diejenigen Stücke meiner Sammlung französischen Hütten zugewiesen (so sie denn bei Launay Hautin erscheinen), die besonders schwer, besonders hell, klar und fehlerlos sind und deren Dekor scharf herausgearbeitet ist.

      Frühe Presse, ca. 1840                                        Presse um 1890, "Amerikanisches System".

Eine ausführliche Darstellung der neuen Technik, ihrer Geschichte  und der weiteren Entwicklung:
Manfred
Franke, "Preßglas – der Prozeß der Mechanisierung in der Hohlglasindustrie", in: Packeis und Preßglas (1987), S. 145 – 155.

 

Bilder der neuen Nullserie

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© Copyright 2001-2008 Simon Becker.  Stand dieser Seite: Donnerstag, 2. Oktober 2008