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05.20 Senfglas mit Henkel

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Farblos.
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L: 9,5 cm; B: 7 cm; H: (ohne Deckel) 7,7 cm
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Herst.: Baccarat und St. Louis [?].
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Form und Dkor: Auf 7passigem dicken Fuß (ohne Dekor auf der Unterseite!) tonnen-förmige Kuppa. Henkel aus
überlappenden Blättern mitgepreßt. Dekor "diamants et feuilles". Wandung in 5 gleich große und 3 schmalere
Felder unterteilt (Henkel teilt ein Dekorfeld). Eingezogener Rand zur Aufnahme des (hier fehlenden) Deckels.
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Helles schweres Glas. Spitzsteinel und übrige Dekorelemente scharf gepreßt.
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Vgl. Launay Hautin 1840, Planche 9 "Moutardiers ...No 708 fe. baril à anse".
Das dort abgebildete Stück ist nicht bauchig, die Unterseite des Fußes ist nicht leer, sondern hat Spitzsteineldekor. Ähnlich auch MB Val Saint Lambert/Zoude 1839
, pl. 12. Moutardiers. No. 355, forme baril à anse diamans et feuilles. Dort mit 8passigem dekorlosen Fuß. Auch noch in den Tarifen VSL 1843/1847.
Nachtrag August 2008
Das Senfglas aus dem Launay Hautin Katalog gehört zu einer Gruppe Preßglasstücken, die der Direktor
von St. Louis, Franois Antoine Seiler, 1834 nach der Gewerbeaustellung in Paris dem Museum der Porzellanfabrik von Sèvres überließ. Es befindet sich noch heute im inzwischen in Musée national de
Céramique umbenannten Museum (Inv. Nr. 1731-8). (Freundliche Auskunft von Mme Antoinette Fa- Hallé, Direktorin des Keramikmuseums in Sèvres.)
S.a. Brongniart, a.a.O., S. 347/8.
S.a. die Abb. in Ennès, a.a.O., S. 70. Der Henkelbecher, der dort mit abgebildet ist, hat einen mitgepreßten
Henkel, der dem unseres Senfglases sehr ähnlich ist.
05.21 Senfglas mit Henkel

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Farblos.
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B (mit Henkel): 8,8 cm; H: 12,2 cm; ohne Deckel: 7,9 cm
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Herst.: VSL oder Zoude.
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Form und Dekor: Auf runder gewölbter Fußplatte tulpenförmige Kuppa. Glockenförmiger Deckel mit Linsengriff,
breiter Auflage und Innensteg. Fußplatte innen mit feinem Kerbband. Korpus: Auf körnigem Grund unten
Palmettenpaar mit eingerollten Enden Oberer Abschluß eine Art Rocaillenfries. In der Mitte je eine hängende Palmette. Rocaillenartiger Griff, unten mit Steg mit Korpus verbunden.
Griff mitgepreßt. Deckel mit ähnlichem Dekor. Aussparung für Löffel. Deckelgriff oben mit Heftnabel (?).
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Abb. MB VSL und Zoude 1839, pl. 12, Salières et Moutardiers No. 357, "forme
baril à anse carrée, feuillages à sablé". Auch noch in den Tarifen 1843/47.
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Das Dekor der Kuppa ist ist weitgehend identisch mit dem Dekor vom Salzfass 05.15.
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Vermutlich Halbkristall.
05.22 Senfglas

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Farblos.
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D: 6 cm; H: (ohne Deckel) 8,9 cm
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Herst.: Baccarat
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Form und Dekor: Auf quadratischer Grundplatte mit Spitzsteineldekor runder Fuß mit gedrungenem Schaft.
Darauf becherförmige Kuppa. Die 6 Felder der Wandung haben "diamants et feuilles"-Dekor. Eingezogener Rand über einem Ring zur Aufnahme des (leider fehlenden) Deckels.
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Helles schweres Glas. Saubere Pressung. Die quadratische Fußplatte scheint unabhängig gepreßt und
bearbeitet worden zu sein: nicht nur die Unterseite, sondern auch die Seitenkannten und die Oberseite scheinen beschliffen zu sein.
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Abb. Launay Hautin 1840, Planche 9 "Moutardiers ... No. 709 ...à pied carré".
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Auch MB Val Saint Lambert/Zoude 1839, pl. 12. Moutardiers. No. 359, forme baril diamans et feuilles,
pied carré. Der Stiel scheint weniger gedrungen als bei Baccarat.
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Auch noch in den Tarifen von 1843/47.
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Für beide Senfgläser "Diamants et feuilles" gibt es Vorbilder im
Tarif ...de M. d'Artigues, pl [19] bzw. [21] Moutardiers, f[orm]e haute [à pied carré]. M. diamants et feuilles und f[orme] baril sans pied. M. diamants et feuilles.
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Aus der Zeichnung geht hervor, daß "sans pied" als "ohne Stiel" zu verstehen ist. Der Henkel ("à anse" bei
anderen Objekten) wird auch nicht erwähnt. "Forme baril" entspräche zwar der Form unseres Salzfasses, die Zeichnung jedoch entspricht eher einer "forme gondole".
05.28 Sahnekännchen
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Farbe: schwarz opak.
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H: 11,2 cm; L: 13 cm; B: 6,6 cm.
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Herst.: St. Louis(?)
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Form und Dekor: Fuß und Korpus oval. Helmform. Auf ansteigender Grundplatte (innen hohl mit feinem Stern)
langgezogener gebauchter ovaler Korpus. Oberteil mit großer Tülle und aufwendig gestaltetem Henkel. Fußplatte: auf gekörntem Grund Rundbögen mit gotischem Maßwerk, das -in kleinerem Maßstab- auf dem
Korpus unten wiederholt wird. Dekor auf dem Korpus: Auf gekörntem Grund 7 Spitzbögen (je 3 seitlich, einer dem Henkel gegenüber) mit eingeschlossenem Kteis mit jeweils 2 Fischblasen. Oberteil mit ebenfalls
aufwenigem Dekor: Rocaillen, Vierpässe und Akanthusornament auf gekörntem Grund.
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Der Abdruck des Dekors ist gestochen scharf. Der Henkel ist mitgepreßt. 2 Formnähte sind erkennbar. Die
Pressung erfolgte wahrscheinlich mit Hilfe der Robinet-Pumpe.
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Farblos: Abb. MB Launay Hautin 1840, pl. 51 Pièces diverses.No. 1833 St.L. Cremier ovale m. sablée
rocaille.
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Auch: Schack, p. 281 Nr. 187 (ebenfalls farblos). Auf derselben Seite (Nr. 188) Becher und Tasse mit
gotisierendem Dekor "Schwarzes opakes Glas, gepreßt. ...Cristalleries de St. Louis ...1842. ... Mustersammlung der Firma.-"
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Nach 1850 auch in Schweden hergestellt. S. MB Reÿmyre (!) 1853
, p.[9] Gräddkannor Nr. 37. Ovala. Hojd 3 1/2 [Zoll]; wohl farblos. Auch noch MB 1899.
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Auch MB Kosta 1855, S. 13 Grädkannor, fina.
Nachtrag im November 2008
Es ist nicht ganz auszuschließen, dass ein Exemplar des Sahnekännchens zu den drei schwarz
opaken Preßglasstücken gehörte, die der Direktor von Saint Louis 1836 dem Keramikmuseum in
Sèvres schenkte. Siehe Brongniart (a.a.O), S. 361, Nr. 140 "Trois pièces en verre noir opaque, à o r
n e m e n t s r e l i e f s, m o u l é s ; pot à crème, caisse à fleurs et cadre rectangulaire, pour
tableau miniature. - De M u t z t h a l - S a i n t - L o u i s. (Par M. Seiler, 1836.)"
Möglicherweise ist mit "pot à crème" unser Sahnekännchen gemeint. Dass Brongniart nicht den in
den Katalogen üblichen Begriff "cremier" verwendet, muss nicht dagegen sprechen.
Unter der Inv.Nr. 69110 befindet sich im Technischen Museum Wien ein Bilderrahmen - ""Kleiner ,
schwarzer Bilderrahmen aus gepresstem Glase, aus Frankreich /: Lobmeyr, Wien :/ 1837" L: 16 cm; B: 15 cm; H: 2 cm. Vermutlich Cristalleries de St. Louis, Frankreich." Dies könnte das 3. erwähnte
Stück sein. Das Wiener Exemplar ist nachweislich vor 1837 in Frankreich erworben worden.

Das Dekor an der Tülle des Sahnekännchens zeigt Übereinstimmungen in einzelnen Dekorteilen mit
dem des Bilderrahmens.

Ich konnte bisher noch nicht klären, ob die beiden Stücke noch in Sèvres vorhanden sind.
05.29 Sahnekännchen

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Farblos.
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L: 12 cm; B: 7 cm; H: 10,6 cm.
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Herst.: Baccarat oder St. Louis.
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Form und Dekor: Auf 6passigem dicken Fuß - mit Spitzsteineldekor auf der Unterseite - helmförmige Kuppa mit
großer Tülle. C-förmiger Henkel angesetzt. Wandung 6fach unterteilt mit je einem ovalen Schild mit einem Feld aus Spitzsteinel.
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Das Kännchen ist formgeblasen, die Innenseite gibt das Dekor negativ wieder. Die Spitzsteinel auf der
Außenseite sind stumpf. Die Fußplatte ist geschliffen, der Abriß aber nicht bearbeitet (scharfkantiges Loch in der Bodenplatte).
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Es handelt sich um das Dekor "diamants et feuilles", das sowohl in Baccarat als auch in St. Louis in einer
großen Zahl von Einzelstücken und etlichen "services" produziert wurde. S. z. B. Launay Hautin 1840, Planche 9 "Service à diamants et feuilles. (B.)" mit 20 Teilen.
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Diese Form wird von den Glashütten offensichtlich "Marabout" genannt: s. Abb. bei Sautot, p 21.
Dort eine ganzseitige Abbildung eines Wasserkrugs, der diese Bezeichnung trägt. Als Herstellungszeit wird "gegen 1833"
angegeben. Im Gegensatz zu unserem Kännchen hat der Krug einen gepreßten Griff, dessen Dekor aus
überlappenden spitzen Blättern besteht. Der Griff scheint aber angesetzt zu sein, nicht mitgepreßt.
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Im Katalog von Val Saint Lambert 1839 heißen 2 Cremiers "marabouts" (pl. 10, 1re partie).
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